Wie geht Bedarfsverkehr?: Unterschied zwischen den Versionen
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| wer betreibt das Angebot (wer fährt)? wer macht die Disposition? wer ist Auftraggeber? wer administriert? ist das Fahrpersonal angestellt oder wird mit Freiwilligen gearbeitet? | | wer betreibt das Angebot (wer fährt)? wer macht die Disposition? wer ist Auftraggeber? wer administriert? ist das Fahrpersonal angestellt oder wird mit Freiwilligen gearbeitet? | ||
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Version vom 15. März 2022, 12:51 Uhr
Anwendungsfälle[ ]
Entscheidenden Einfluss auf die Ausgestaltung des Angebots hat die Entscheidung, welche Zielsetzung im Vordergrund steht (siehe auch die Gegenüberstellung der Anwendungsfälle unter Was ist Bedarfsverkehr?). Die folgende Tabelle gibt einen Überblick:
Anwendungsfall | „Mobilitätswende“ (ökologische+soziale Zielsetzung) |
„Daseinsvorsorge“ (soziale Zielsetzung im Vordergrund) |
---|---|---|
Ziel | attraktives integriertes Gesamtsystem von Alternativen schaffen – Unabhängigkeit vom Privatfahrzeug für Veränderungsbereite | Mindestangebot sichern – Mobilitätsoptionen für die, die über kein Privatfahrzeug verfügen können |
primäre Zielgruppe | Personen, die nicht mit Privatfahrzeug mobil sein wollen | Personen, die nicht mit Privatfahrzeug mobil sein können (z.B. SeniorInnen, Jugendliche) |
Zielgebiete | Gemeinden mit ausreichend großer Einwohnerzahl oder topographisch günstigen Voraussetzungen (z.B. kompakte Siedlungsstruktur, Kleinstädte, Gemeinden im Stadtumland) bzw. guter Anbindung an den (über-)regionalen öffentlichen Verkehr | Gemeinden, in denen aufgrund zu geringer Besiedlungsdichte ein größer angelegter Bedarfsverkehr ökonomisch und ökologisch nicht sinnvoll ist |
Zielgröße | der Bündelungsgrad und die Wirtschaftlichkeit steigt mit der Zahl der Fahrgäste, daher ist das Ziel, so viele Autofahrten wie möglich auf den Bedarfsverkehr zu verlagern | um die Kosten möglichst niedrig zu halten, soll die Zahl der NutzerInnen auf den Bedarf der Zielgruppe beschränkt werden |
ökologische Wirkung | direkte Wirkung eher gering, jedoch große indirekte Wirkung, wenn durch Bedarfsverkehr als Lückenschluss für die letzte Meile andere Alternativen für längere Strecken – wie regionaler ÖV oder Carsharing – zugänglicher werden | aufgrund der geringen Zahl an NutzerInnen minimal bzw. eher sogar negativ, weil neue Mobilitätsoptionen für Menschen entstehen, die zuvor nicht mobil sein konnten |
soziale Wirkung | ebenso hoch, wenn bei der Ausgestaltung der Angebote ausreichend auf Zugänglichkeit und Barrierefreiheit geachtet wird | sehr hoch, weil genau auf das Bedürfnis der Zielgruppe abgestimmt |
Konsequenzen für die Gestaltung eines Angebots
Anwendungsfall | „Mobilitätswende“ (ökologische+soziale Zielsetzung) |
„Daseinsvorsorge“ (soziale Zielsetzung im Vordergrund) |
---|---|---|
Preisgestaltung | ein gutes Angebot darf etwas kosten; der Bedarfsverkehr soll skalierbar sein, der Preis daher so gewählt werden, dass die Kostendeckung mit steigenden Nutzungszahlen zunimmt | im Vordergrund steht das Bedürfnis der NutzerInnen und möglichst niedrige Hürden für die Nutzung, der Preis soll daher eher niedrig sein, die Einführung von Zeitkarten ist sinnvoll |
Betriebsformen | für skalierbare Angebote empfehlen sich Lösungen mit professionellen FahrerInnen (Taxi-/Verkehrsunternehmen oder kommunaler Eigenbetrieb) | aufgrund der niedrigen Kosten für die Gemeinde bieten sich insbesondere Modelle mit freiwilligen FahrerInnen an |
Servicequalität | Bedarfsverkehr ist hier Teil eines Gesamtangebots, das mit der Nutzung eines Privatfahrzeugs konkurrieren soll; eine hohe Qualität des Angebots ist daher zwingend; Bedienzeiten müssen entsprechend attraktiv gestaltet sein sowie Wartezeiten und die Abweichung vom gewünschten Fahrtzeitpunkt minimiert werden | Qualitätsanforderungen sind weniger hoch, die primären Zielgruppen akzeptieren in der Regel auch Wartezeiten oder Abweichungen vom gewünschten Fahrtzeitpunkt |
Rolle der Digitalisierung | große Bedeutung, weil der Bedarfsverkehr nur ein Baustein und die (digitale) Verknüpfung mit Komplementärangeboten essentiell ist und weil für die Disposition mehrerer Fahrzeuge technologische Unterstützung benötigt wird | kaum relevant, weil ein wichtiger Teil der Zielgruppe (SeniorInnen) kaum technikaffin ist und in der Regel auch nur ein Fahrzeug im Einsatz ist |
Kommunikation | kontinuierliche und umfassende Information und Bewusstseinsbildung sind unbedingt erforderlich | die Angebotskommunikation kann zielgruppenspezifisch erfolgen |
Fragen, die für die Implementierung eines Bedarfsverkehrs geklärt werden müssen[ ]
Bedienungsgebiet | welche Ziele/welches Gebiet soll das Angebot bedienen? |
Betriebszeit | zu welchen Zeiten soll das Angebot zur Verfügung stehen? |
Bedienungsform | Soll es Haltestellen geben oder zur Haustür befördert werden? Soll es einen Fahrplan geben oder nicht? |
Organisationsform, Betreiberkonstellation, Personal | wer betreibt das Angebot (wer fährt)? wer macht die Disposition? wer ist Auftraggeber? wer administriert? ist das Fahrpersonal angestellt oder wird mit Freiwilligen gearbeitet? |
Disposition | wer wickelt die Disposition ab? wird dafür technologische Unterstützung eingesetzt? gibt es eine Telefonzentrale? |
Tarifmodelle | wie viel kostet das Angebot? gibt es Zeitkarten? wie wird mit Klimaticket umgegangen? tariflich in den Verbund integriert (z.B. kostenlose Nutzung mit Verbundkarte oder Komfortzuschlag)? |
Fahrzeuge | welche Fahrzeuge werden eingesetzt? welche Kapazität haben sie? wie viele Fahrzeuge werden benötigt? sind sie barrierefrei? sind es Elektrofahrzeuge? |
Servicequalität |
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