Planungsgrundlagen für raumtypenspezifische, integrierte Mobilitätsangebote im Bedarfsverkehr
Im Projekt PRIMA (2023-2025) wurden evidenzbasierte Planungsgrundlagen für raumtypenspezifische, integrierte Mobilitätsangebote im Bedarfsverkehr geschaffen. Auf Basis unterschiedlicher Merkmale wurden Gemeindetypen für Bedarfsverkehre GIS-gestützt modelliert, um mittels gemeindetypenspezifischer Erfolgsfaktoren aufzuzeigen, wo welche Angebote als wirtschaftliche und attraktive Lösung ein hohes Potenzial haben, das bestehende ÖV-Angebot zu verbessern.
Zusätzlich entstanden und erweiterten sich im Rahmen des Projekts Tools, um Gemeinden und Regionen am Weg zum Bedarfsverkehr zu unterstützen:
Erfolgscanvas ![]()
Der interaktive Erfolgscanvas gibt Auskunft über gemeindetypenspezifische Erfolgsfaktoren von Bedarfsverkehren. Das Tool soll Gemeinden und Regionen dabei unterstützen, Bedarfsverkehre zielgerichtet zu planen und dabei nichts Wichtiges zu vergessen.
Foliensatz für Berater:innen![]()
Der Foliensatz für Berater*innen bietet eine Zusammenstellung von Folien, die Menschen, die zum Thema Bedarfsverkehr beraten, unterstützen sollen. Es kann der ganze Foliensatz verwendet werden oder nur einzelne Folien und Inhalte herausgenommen werden.
Foliensatz für Planer:innen![]()
Der Foliensatz für Planer*innen ist ein Foliensatz, welcher die erarbeiteten Inhalte aus PRIMA als Grundlage für die Planung von raumtypenspezifischen und integrierten Mobilitätsangeboten im Bedarfsverkehr zusammenstellt.
Planungsgrundlagen und beispielhafte Umsetzung![]()
Durch den Foliensatz Planungsgrundlagen und beispielhafte Umsetzung wird der Arbeitsprozess in PRIMA und das Umsetzungsbeispiel vom Tennengau Shuttle veranschaulicht.
Handbuch On-Demand ![]()
Das Handbuch On-Demand gibt einen Überblick zu allen Themen, die rund um die Planung und den Betrieb eines Bedarfsverkehrs auftauchen. Zusätzlich gibt es für jedes Bundesland eine Übersicht zu Modellen, Fördermöglichkeiten und Ansprechpersonen.
Methodik:
Zusammenspiel von ÖV und Bedarfsverkehr
Untersuchungen zu Projektbeginn zeigten, welche unterschiedlichen methodisch-technischen Ausgestaltungen möglich wären, um eine Bewertung von Bedarfsverkehren hinsichtlich der Angebotsqualität zu ermöglichen. Eine interessante Option wäre, Mikro-ÖV-Erschließungsgebiete innerhalb des bestehenden Bewertungssystems der ÖV-Güteklassen durch eine eigene Mikro-ÖV-Kategorie getrennt dargestellt und sichtbar zu machen. Diese Variante bietet das maximale Informationsangebot sowohl für die ÖV-Planung als auch für die Raumplanung, da ein Gesamtüberblick über die ÖV-Versorgung entsteht. Bestehende planerische Ziele wie kompakte Siedlungsgebiete oder keine weitere Siedlungsentwicklung außerhalb bestehender Ortskerne müssen damit verknüpft werden. Für den Mikro-ÖV wurden „ÖV-güteklassenkompatible" Qualitätskriterien festgelegt, die eine methodisch-technische Machbarkeit gewährleisten.
Kennzahlen und Raumtypen für Bedarfsverkehr
In PRIMA wurden räumliche Indikatoren entwickelt, die die Mobilitätsnachfrage beschreiben und dem aktuellen ÖV-Angebot gegenüberstellen. Dies kann zur Planung integrierter und sich ergänzender Mobilitätslösungen aus ÖV- und Mikro-ÖV beitragen. Als Kennzahlen werden verwendet:
- Nachfragepotenzial (Einwohner*innen + Einpendler*innen)
- weitere Nachfrageindikatoren (Demographie, Auspendler*innen, Tourismus, …)
- Siedlungsstruktur, Zentralität, Erreichbarkeit
- Aktuelles Angebot (Takt, Verkehrsmittel, hochrangige Haltestellen in der Nähe)
- unterversorgtes Nachfragepotenzial (absolut/relativ)
In einem mehrstufigen Verfahren wurden mit ausgewählten Indikatoren Raumtypen mit ähnlichen Voraussetzungen für die Mobilitätsplanung gebildet. Durch die kombinierte Betrachtung von Raumtypen und bestehenden Bedarfsverkehren (bedarfsverkehr.at) sowie deren Anforderungen an den Raum soll analysiert werden, welche Betriebsformen für welche Raumtypen besonders gut geeignet sind. Dadurch können Handlungsempfehlungen für Gemeinden und Regionen ohne Mikro-ÖV-System abgeleitet werden.
Wo liegt der Schlüssel zum Erfolg im Bedarfsverkehr?
Um gemeindetypenspezifische Erfolgsfaktoren ableiten zu können, wurden die modellierten Gemeindetypen generalisiert und nach Zielen (Mobilitätswende oder Daseinsvorsorge) und Faktoren wie regionale Einbettung und touristisches Potenzial unterschieden.
| Mobilitätswende | Daseinsvorsorge |
|---|---|
| Strategisches Ziel | |
| Es soll eine attraktive Alternative zum Pkw geschaffen werden, um zur Erreichung der Klimaziele beizutragen. | Die Mobilitätschancen von Menschen, die nicht die Möglichkeit haben, ein eigenes Fahrzeug zu nutzen, sollen verbessert werden. |
| Operative Ziele | |
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In der Auseinandersetzung mit bestehender Literatur, die sich dem Thema erfolgreicher Bedarfsverkehre widmet, wurde festgestellt, dass es hier große Lücken im Forschungsstand gibt. Deshalb wurden im Projekt weitere Erfolgsfaktoren (Daten von bestehenden Systemen auf bedarfsverkehr.at) identifiziert. Es entstand eine Liste von insgesamt 24 Erfolgsfaktoren, welche in einem Expert*innenworkshop diskutiert und evaluiert wurden. Diese Erfolgsfaktoren lassen sich je Raumtyp einer Gemeinde im Erfolgscanvas
ablesen.
Integration in Planungsprozesse
Die prototypische und übertragbare Modellierung von Raumtypen für den Bedarfsverkehr auf Basis räumlicher Daten zeigt, wo welcher Bedarf besteht und wie viel Potenzial für Bedarfsverkehre vorhanden ist. Die Ergebnisse auf Gemeindeebene können in einen strategischen, evidenzbasierten Planungsprozess einfließen. Zur Unterstützung konkreter Planungsmaßnahmen wurden Indikatoren zu Angebot und Nachfrage auch auf kleinräumiger Ebene (z. B. Nachfragegebiete, Rasterzellen – siehe Abbildung) entwickelt. Die Umsetzbarkeit und Übertragbarkeit wird anhand von Testregionen in Salzburg und außerhalb erprobt.
Mit der prototypischen Integration in die Planungs- und Umsetzungsprozesse des Salzburger Verkehrsverbundes (ÖV + Bedarfsverkehr) lassen sich wertvolle Erkenntnisse und Handlungsempfehlungen ableiten. Die Arbeiten erfolgen in Abstimmung mit regionalen und nationalen Strategien und Standards (BMK, AustriaTech, ÖROK, Land Salzburg, Verkehrsverbünde etc.). Abschließend wurde auch eine prototypische Umsetzung für die Region Attersee-Nord realisiert und mit den relevanten Akteuren in Oberösterreich eine mögliche Integration in Prozesse des Verkehrsverbunds Oberösterreich diskutiert. Die Verbreitung und Verwertung der Projektergebnisse außerhalb der Pilotregion wird durch eine zielgruppenspezifische Aufbereitung sichergestellt – beispielsweise durch Indikatorenblätter für Gemeinden, die Integration von Datenschichten in digitale Plattformen oder durch Unterlagen für Planungen, Beratungen und Workshops.
Umsetzung integriertes ÖV-Angebot im Tennengau
Der Salzburger Verkehrsverbund (SVG) hat einen mehrstufigen Prozess zur Einführung von Mikro-ÖV-Systemen entwickelt – von der Planung bis zur Inbetriebnahme. Ziel sind nachfrageorientierte Systeme, die den Linienverkehr ergänzen. Vorab erhalten Gemeinden und Regionalverbände eine Erstinformation, in der das Mikro-ÖV-Angebot vorgestellt wird. Wird das Konzept als sinnvolle Ergänzung bewertet, startet der Umsetzungsprozess. Bereits in den ersten Phasen – der Erhebung des ÖV-Bestands und der Potenzialanalyse – spielen die in PRIMA entwickelten Planungsindikatoren eine zentrale Rolle. Sie bilden die Grundlage für das bedarfsgerechte Verkehrs- und Betriebskonzept, das als Basis für die Ausschreibung dient. Auf Basis der PRIMA Planungsgrundlagen hat der SVG kürzlich ein integriertes Mobilitätsangebot (ÖV + ergänzender Mikro-ÖV) namens „Tennengau Shuttle“ in den Gemeinden Adnet, Krispl, Oberalm und Puch bei Hallein geplant und umgesetzt. Seit Dezember 2024 sind zwei Achtsitzer-Fahrzeuge montags bis sonntags von 6 bzw. 8 bis 22 bzw. 24 Uhr im Einsatz.
Bedient werden alle bestehenden Haltestellen sowie über 60 neue Mikro-ÖV-Haltestellen, die gezielt so platziert wurden, um zusätzliches Nachfragepotenzial zu erschließen. Das Shuttle kann für Fahrten innerhalb der Region genutzt werden oder als Zubringer zum Linien-ÖV, etwa mit Ziel Bahnhof Hallein. Während des laufenden Betriebs ermöglichen die entwickelten Planungsindikatoren kontinuierliche Optimierungen sowie eine mögliche Ausweitung des Angebots. Aufgrund des positiven Nutzerfeedbacks und der hohen Nachfrage in den ersten Betriebsmonaten wird bereits über eine Ausweitung des Angebots diskutiert.
Kontakt:
| Thomas Prinz thomas.prinz@researchstudio.at |
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| Christoph Kirchberger christoph.kirchberger@mobyome.at |
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| Helmut Hiess hiess@rosinak.at |
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| Raoul Komericki raoul.komericki@salzburg-verkehr.at |
Gefördert wurde PRIMA von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG und dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) im Rahmen der 1. Ausschreibung zum Thema Mobilität (FFG) im Frühjahr 2022 („Regionen: ländliche Räume mobilisieren und nachhaltig verbinden“).